Presse 1996

Wochenblatt Speyer 28.8.1996

Das letzte große Abenteuer

Das Kilianer-Dream-Team lädt ein zum Klapprad-Rennen

Vier Teilnehmer waren es beim Rennen 1994. Der Begeisterung der Zuschauer tat das keinen Abbruch. 
Der Startschuß fällt. Ein Pedaltritt genügt, das Rad gleitet gen Gipfel und gibt den Blick zum Himmel frei für ungestörten Fahrgenuß. Die kultivierte, konzentrierte Kraft und eine gleichmäßige Bewegung produzieren den Antrieb. Nur die Besten erreichen ihr Ziel: Den Gipfel der Kalmit.
Am 7. September ist es wieder einmal soweit: tapfere Jünglinge und - hoffentlich - auch ein paar vereinzelte wagemutige Frauen

stellen sich der Herausforderung. Es gilt ihn zu erobern, den Pokal. Und zwar ganz im Sinne der olympischen Idee: Das muß man einfach miterlebt haben! Hoch hinauf geht die Fahrt auf im wahrsten Sinne des Wortes klapprigen Rädern. 673 Meter auf zweimal vierzig Zentimetern fordern auch die durchtrainiertesten Muskeln. Der 5. Kalmit-Klapprad-Cup ist eine echte Herausforderung. Ins Leben gerufen wurde der

Cup von der Kilianer-Bruderschaft aus Dudenhofen. Diese Bruderschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Kilianer-Wein, ein exclusives Duden-hofener Gewächs, zu ehren. Die vier „Weinjünger" mit ihrem Ordensmeister Otto Klein wollten außer der hingebungsvollen Pflege des Traubenerzeugnisses einmal etwas Besonderes machen. Sportlich sollte es sein -und witzig. 

So wurde im Sommer 1992 beschlossen, mit den Rennrädern die Kalmit zu erklimmen. Dies stellte sich allerdings als nicht sehr schwierig heraus, und irgendwie fehlte da auch der Witz. Irgendjemand hatte dann die Idee mit dem „Abenteuer Klapprad", und der Cup war geboren. Beim ersten Rennen traten die vier Kilianer gegeneinander an, Christof Flörchinger ging als Sieger hervor. Seitdem wird der Kalmit-Klapprad-Cup jährlich veranstaltet.
Ganz emstzunehmen ist das Rennen gleichwohl nicht, der Spaß steht immer im Vordergrund. Die Teilnehmerzahl steigt von Jahr zu Jahr, 1995 waren 12 Starter erschienen. In diesem Jahr soll dieser Rekord gebrochen werden. Am Samstag, 7. September, um 13.30 Uhr trifft sich das Kilia-ner-Dream-Team in Maikammer auf dem Parkplatz zur Kalmit-straße. Die Anmeldung erfolgt vor Ort, um 14.00 Uhr beginnt das Rennen.
„Zugelassen werden nur echte Klappräder," erklärt Christof Flörchinger, „Rennräder, Home-Trainer oder Bonanza-Räder können wir nicht aktzeptieren. Die Räder müssen frei von Reblaus-Befall sein. Auf keinen Fall ist eine Gangschaltung erlaubt. Außerdem besteht bei uns eine absolute Helmpflicht!" Auf Sicherheit wird strengstens geachtet, und für die Betreuung der Fahrer sowie für die technische Hilfe sorgen die „Tee-Abend-Girlies".
Den Sieger erwartet ein mit Kilianer gefüllter Wanderpokal. Senkrechtstarter Jürgen Amann, der im letzten Jahr mit einem sensationellen Triumpf den Pokal eroberte, wird versuchen in diesem Jahr seinen Titel zu verteidigen.
„Das Ankommen am Gipfel ist das Wichtigste", sagt Christof Flörchinger, für den bei der ganzen Sache die gemeinsame Gaudi im Mittelpunkt steht. Nur beim Training, da ist jeder für sich. Während die einen eifrig mit dem Klapprad durch die Gegend radeln, bevorzugen andere lieber ausreichendes Essen und Trinken.
Die Ritzeldiskussion steht in der Vorbereitungszeit an erster Stelle. Welches Ritzel wird wohl von dem Konkurrenten auf sein Hinterrad geschraubt? Spionage in Nachbars Garage bleibt hier nicht ausgeschlossen. Es bestehen sogar Gerüchte über Sabotage-Anschläge, die bisher jedoch nicht bestätigt werden konnten.
Leider kollidiert der Klapprad-Cup zeitlich mit dem Altstadtfest in Speyer, so daß gelegentliche Fahrerausfälle nicht ausbleiben.
Dabei ist es generell nicht einmal garantiert, daß alle Teilnehmer das angestrebte Ziel auch erreichen. Ein Kettenriß, ein lockerer Lenker oder konditionelle Eichbrüche erschweren den Sturm zumGipfel. „Wir wollen auch einen Frauen-Pokal stiften, aber bisher hat es leider noch keine Frau gewagt, in diese Männerwelt einzudringen," bedauert Peter Zürker. Seinen Ausklang findet der Cup auf dem Weinfest in Kirrweiler, wo mindestens genausoviel Ausdauer verlangt wird wie während des Rennens. Um nicht ein ganzes langes Jahr auf das nächste Rennen warten zu müssen, findet am Neujahrstag der „Parcours der Tortur" statt. Hier wird kein Berg erklommen, was am ersten Tag des Jahres wohl etwas viel verlangt wäre. Stattdessen gehts über zwei Kilometer immer geradeaus.
Aber jetzt freut sich das Kilia-ner-Dream-Team erstmal auf das Klapprad-Rennen am 7. September. Wer daran teilnehmen möchte, sollte schnellstens sein altes Rad in Ordnung bringen und um 13.30 Uhr auf dem Parkplatz zur Kalmit in Maikammer erscheinen. Natürlich sind auch alle Nicht-Radfahrer eingeladen, mit Anfeuerungsru-fen den 6 km langen Weg zu säumen. (Susanne Schichtel)
 

 

Rück-Tritt Bilder   Ausschreibung