Umstritten: Sex vor der Fahrt schädlich?
Wissenschaftler der Universität Rejkjafik haben festgestellt, dass Klappradfahren geil macht. Peer Samströmson, Fachmann für Sex im Spitzensport: Direkt nach dem Sex steigt der Testosteron-Spiegel- was den Fahrer aggressiver macht, mithin gut fürs Klappradfahren ist. Allerdings sinkt der Hämorrhoid-Spiegel, was sich negativ auf die Wadenspannung und die Darmflora auswirkt... Beim KKC 2003 am 6.September 2003 hat unser Reporter Waldemar Weichmann verschiedene Spitzenfahrer nach ihren Erfahrungen gefragt: Waldi: |
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Francesco: Ach, Waldi, weißt Du, die vielen Trainingskilometer.....also bei mir ist alles taub....ich denk beim KKC nur an den geilen Pokal...alles andere ist Nebensache! (strahlt entrückt) Waldi: Hm....und nach deinem phantastischen Finish? Hat da denn wenigstens der Specht angeklopft? Francesco: Na klar...ich hab wie wild den geilen Pokal abgeknutscht....die Nacht mit dem Pokal war natürlich noch viel geiler!! Waldi: Na, toll....wie gings den Dir, Klingmoster? KM: Also, vor dem Rennen war ich die Ruhe in Person. Dachte nur an den geilen Pott...aber nach dem Start gings dann schon los....auf dem ersten Parkplatz hinter der Kapelle musste ich raus....meine Freundin wartete schon...ich kann dir sagen........ Waldi: Und dann war die Luft raus? KM: Was heißt da Luft? Waldi: Na, ich meine beim Finish... KM: Ach, so....tja da ging dann nix mehr.....nächstes Jahr wird ich mich wohl zusammenreißen müssen..... Waldi: Wir drücken dir die Daumen......und du, Little Richard?? Was meinst du zum Thema? Little R.: Was soll diese Scheißfrage, du Sackgesicht? Waldi: Richard, ich versteh die Schärfe nicht.....Warum so aggressiv? Hattest du einen Tiefpunkt beim Rennen? Little R.: Ich geb dir Tiefpunkt! (Holt aus...) Waldi: Richard, wir danken dir für das nette Gespräch! Große Umfrage zum Thema Geilheit und Klappradfahren: |
Beim 12. Rennen um den Kalmit-Klapprad-Cup, der Dudenhofener
Kilianer-Weinbruderschaft, nahmen von insgesamt 46 Akteuren 10 Biker
Mitglieder teil.
Zu bewältigen war eine sechs Kilometer lange Strecke, die fast bis zum Gipfel
der 673 Meter hohen Kalmit führte. Dabei waren nicht weniger als 450
Höhenmeter zu überwinden. Startberechtigt waren nur Klappradfahrer ohne
Gangschaltung mit 20-Zoll-Reifen. "Schalten können Sie woanders",
lautet eine der Regeln des Klapprad-Rennens. Denn Muskelkraft, nicht
ausgetüftelte Technik ist gefragt. Frei wählbar ist allerdings die
Übersetzung, die Art des Lenkers, der Pedalen und die Form des Sattels.
Die steile Strecke zum Kalmit-Gipfel muss ohne fremde Hilfe absolviert werden,
dabei ist das Absteigen und Schieben, sogar das Tragen des Minirads durchaus
regelkonform. Auch dem Mitführen eines Bierkastens auf dem Gepäckträger, wie
vom Speyerer Triathlet Frank Erk bereits eindrucksvoll demonstriert, steht
nichts entgegen. Die aktuelle Bestzeit für den Klapprad-Gipfelsturm lag bislang
bei 21 Minuten und 27 Sekunden, die das Biker Kraftpaket Rainer Moster im
vergangenen Jahr aufstellte. Die Platzierungen für den Biker Club Speyer lauten
(Klammerbezeichnung ist der jeweilige Klapprad-Künstlername).
Der Startschuss fiel um 14.00 Uhr beim Parkplatz am Ortsausgang Maikammer
(Richtung Kalmit). Der Biker Verpflegungswagen stand pünktlich am obern
Parkplatz (Kalmit) bereit um vorab schon einmal, und vor der großartigen
Siegerehrung, die verbrauchte Flüssigkeit wieder auftanken zu können.
Für die Biker ist es Ehrensache, auch beim nächsten Kalmit-Klapprad-Rennen
an den Start zu gehen.
VON UNSERER MITARBEITERIN CHRISTINE BREHM
> Mit voller Kraft stemmen sie sich auf die Pedale und wuchten die gnadenlose Übersetzung über rund 400 Höhenmeter hinauf auf die Kalmit. Wie bei der Tour de France quälten sich am vergangenen Samstag die 48 Starter beim kuriosen „Kalmit-Klapprad-Cup" über die sechs Kilometer lange Strecke. Nicht nur der sportliche Erfolg, sondern Spaß und Auffallen standen im Vordergrund.
Ob mit dem rot-weiß gepunkteten Trikot des bergbesten Fahrers der Tour de France oder im Frauenkleid mit Strohhut - der Kreativität beim Klapprad-Cup sind keine Grenzen gesetzt. Der Klapprad-Superstar in diesem Jahr ist neben „Klappy Osbourne" „Elvis, King of Klapprad", der mit seiner Elvis-Tolle und der weißen Rock'n'Roll-Weste auf seinem Drahtesel legendäre Hüftschwünge hinlegt. Künstlernamen seien Pflicht, meint der „Lila Baron" alias Michael Müller aus Grünstadt. Denn über ein extravagantes Aussehen könne man sich viele Sympathien bei den Fans erwerben, die zahlreich an der Strecke stehen.
Nicht nur bei den Fahrern, auch bei den Rädern können die Gegensätze nicht größer sein. Ein Team aus Haßloch tritt mit einem Tandemklapprad an, ein anderer Teilnehmer hat ein „Microbike" mit 12-Zoll-Reifen dabei. Während die einen Räder wohl gerade am Vortag vom Speicher geholt worden sind und noch gemächlich vor sich hinrosten, haben andere aus ihren Zweirädern wahre Hightech-Ma- schinen mit Carbonsattel und Klick-Pe- dalen geschraubt.
„Ich habe mir das Rad von meiner Oma geliehen", erzählt Kevin Schmidt aus Haßloch. Sie habe schon etwas ver- wundert geschaut, als er sie nach dem alten Gefährt fragte. „Das macht Spaß, mit den Rädern zu fahren. Sie sind klein und handlich", meint der i5-Jährige, der nur auf dem Gipfel ankommen möchte.
Ein altes Erbstück ist der Drahtesel von Elke Flörchinger. „Das Rad ist schon 30 Jahre alt. Ich habe es auf dem Speicher gefunden und nur et- was aufgepumpt und geputzt", erklärt die Dudenhofenerin.
Schon vor dem Start am Ortsaus- gang von Maikammer schauen einige Autofahrer entgeistert und erkundigen sich nach der Veranstaltung. Einige fassen sich mit der Hand an den Kopf und schmunzeln über die aus ihrer Sicht „verrückten" Sportler. Endlich auf die Strecke entlassen, fängt das Leiden an: „Ich habe mein Rad ver- flucht und gedacht, dass ich bekloppt bin, da hoch zu fahren", gesteht Elke Flörchinger nach dem Rennen. Ihre
Übersetzung sei miserabel gewesen, Gangschaltung sei ja verboten, daher habe sie ein paar mal absteigen müssen, um wieder Kräfte zu sammeln. „Kurz vor Schluss habe ich noch mal zulegen können, das Publikum hat mich wieder motiviert. Ich wollte mir auch nicht die Blöße geben abzusteigen", gibt sie zu. „Es war enorm an- strengend", erzählt der „Lila Baron". „Ich habe die ganze Zeit gedacht, nächstes Jahr tue ich mir das nicht wie- der an, aber wenn man dann oben ist, ist man doch stolz und bekommt gleich wieder Lust auf das nächste Mal", meint der Grünstadter. Über St. Martin seien die Klappradfahrer dann den Berg runter gefahren. „Die andere Strecke nach Maikammer wäre doch zu gefährlich gewesen", sagt Müller.
Gesiegt hat Frank Erk aus Speyer in einer Zeit von 19:36 Minuten. Damit unterbot er die Rekordzeit 21:27 des Vorjahressiegers Rainer Moster, der mit 19:58 Dritter wurde. Erk hat bereits zum fünften Mal den Cup für sich entschieden. Den zweiten Platz belegte Markus Röhm aus Hanhofen (19:39). Im Damenpokal gewann Hanna Ott aus Mannheim (29:18).
„Wir hatten so viele Teilnehmer wie noch nie und dazu noch wunderbares Wetter", resümiert Peter Zürker, von der veranstaltenden Kilianer-Weinbruderschaft aus Dudenhofen. Einige Radler kommen sogar aus Saarlouis, Darmstadt oder Düsseldorf angereist. Aufgegeben hat kein Starter, nur bei einem ist zu Beginn des Rennens der Rahmen gebrochen. Er wurde im Auto auf den Gipfel gefahren.
Erk, bereits mehrfacher Gewinner des Cups, darf den bisherigen Wanderpokal nun sein Eigen nennen. Den zweiten Platz belegte Neuling Markus Böhm aus Hanhofen mit 19 Minuten 39 Sekunden, vor dem bisherigen Rekordhalter Rainer Moster aus Speyer mit 19 Minuten 58 Sekunden. Der Damenpokal ging an Hanna Ott aus Mannheim, die als schnellste Amazone den 26. Platz belegte.
Kurios war die Teilnahme des Hasslocher Duos Karl-Heinz Zercher und Franz Tobaschus mit einem Klapprad Tandem, die - mangels Konkurrenten -den Mixed-Pokal zugesprochen bekamen. Für Aufsehen sorgte auch der Fahrer eines Micro-Bikes mit 12-Zoll-Reifen. Ältester Teilnehmer war Richard Böhm (62) aus Hanhofen, der jüngste war ein 12-jähriger Speyerer. Insgesamt waren 48 Fahrer, auch aus dem Saarland, Hessen und sogar aus Nordrhein-Westfalen am Start - eine Rekordteilnahme. Gefeiert wurden die Sieger des ungewöhnlichen Wettbewerbs beim geselligen Abschluss im Heim des Schützenvereins Maikammer.
Der "Kalmit-Klapprad-Cup" wird von der Kilianer-Weinbruderschaft in Dudenhofen ausgetragen. Das Regelement sieht vor, dass die Starter Klappräder ohne Gangschaltung benutzen. Auf dem Weg zum Gipfel des zweit höchsten Berges des Pfälzer Walds sind rund 450 Höhenmeter zu überwinden. (ckö)
Zu bewältigen ist eine sechs Kilometer lange Strecke, die fast bis zum Gipfel der 673 Meter hohen Kalmit führt. Dabei sind nicht weniger als 450 Höhenmeter zu überwinden. Die Anmeldung zum Start ist noch bis Samstag, 13 Uhr, bei Peter Zürker, Telefon 06232 990650, möglich. Zugelassen werden nach dem Willen der Organisatoren nur Klappräder mit 20-Zoll-Reifen.
"Schalten können Sie woanders", lautet eine der Regeln des Klapprad-Rennens. Denn Muskelkraft, nicht ausgetüftelte Technik ist gefragt. Frei wählbar ist allerdings die Übersetzung, die Art des Lenkers, der Pedale und die Form des Sattels. Die steile Strecke zum Kalmit-Gipfel muss ohne fremde Hilfe absolviert werden, dabei ist das Absteigen und Schieben, sogar das Tragen des Minirads durchaus regelkonform. Auch dem Mitführen eines Bierkastens auf dem Gepäckträger, wie vom Speyerer Triathlet Frank Erk bereits eindrucksvoll demonstriert, steht nichts entgegen. Einige der ehrgeizigen Gipfelstürmer steckten bereits viel Geld in ihre "Maschinen" mit dem Klapp-Scharnier, das für das Rennen aus Sicherheitsgründen verschweißt sein muss.
In diesem Jahr ist nach Auskunft von Peter Zürker ein Massenstart geplant, auch einige Amazonen werden im Rekord-Teilnehmerfeld ihre Fitness beweisen. Der Startschuss fällt um 14 Uhr beim Parkplatz am Ortsausgang Maikammer. Die Zeitnahme, für die Martin Klein verantwortlich zeichnet, erfolgt mit Stoppuhren. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Den schnellsten Klapprad-Pedaleuren winken Urkunden und - natürlich mit Kilianer gefüllte - Pokale. Ausgezeichnet werden sowohl die schnellsten männlichen und weiblichen Starter und die Besten einer Mixed-Wertung
Einen neuen Wanderpokal hat die Harthausener Fahrradhandlung Gauweiler
eigens für das Rennen am Samstag gestiftet. Alle Teilnehmer erhalten zudem die
„Klapprad-Superstar-CD". Damit beweisen die für ihren hintergründigen
Humor bekannten Organisatoren wieder einmal ein Näschen für aktuelle Trends:
„Deutschland sucht den Klapprad-Star" heißt ein keineswegs bierernster
Wettbewerb, zu dem noch Anmeldungen
im Internet (www.kalmit-klapprad-cup.de) ange-
nommen werden. Dort können auch Punkte
für die Titel-Aspiranten vergeben werden. Der „Klapprad-Superstar"
wird bereits vor dem Start des Rennens bekannt gegeben.
Die aktuelle Bestzeit für den Klapprad-Gipfelsturm liegt bislang bei 21 Minuten und 27 Sekunden, die das Speyerer Kraftpaket Rainer Moster im vergangenen Jahr aufstellte. Auch er will am Wochenende - trotz angeblicher Formprobleme - wieder dabei sein.
Bei den jüngsten Trainingsläufen haben jedoch auch andere Klapprad-Talente Siegeswillen bekundet und erstaunliche Fitness bewiesen.
Angekündigt für das 12. Kalmit-Rennen ist nicht nur ein Klapprad-Tandem, sondern auch ein Micro-Bike. Dass sich nicht nur Youngsters beim Kalmit-Cup ihren Spaß haben, das beweist unter anderen Richard Böhm aus Hanhofen, der mit seinem 65 Jahren am Wochenende wieder mit von der Partie ist. Zum geselligen Abschluss des sportlichen Stelldicheins treffen dich Fahrer, Helfer und Fans im nahen Heim des Maikammerer Schützenvereins, wo die verbrauchten Kalorien wieder aufgefüllt werden können. (ckö)
Es sind vor allem Familien und ältere Ehepaare, die vor Beginn ihres Wanderausfluges einen Parkplatz am pfälzischen Weinörtchen passieren. Doch während sie diese Stelle normalerweise keines Blickes würdigen, bleiben viele stehen und staunen. Zwischen Kleinbussen haben sich sportlich bis seltsam gekleidete Leute versammelt, die letzte Handgriffe an ihren nicht minder merkwürdigen Fahrrädern vollführen.
Den Passanten erscheinen die Drahtesel vertraut und fremd zugleich. Die kleinen 20-Zoll-Räder und das Scharnier in der Rahmenmitte weisen eindeutig auf die Klapprad-Typen der 70er Jahre hin. Die teils neu montierten Rennsättel oder -lenker können dagegen nur von Eingeweihten richtig gedeutet werden: Es geht um den Kalmit-Klapprad-Cup (KKC), den elften bisher. 24 Teilnehmer sind angetreten, um eine knapp sechs Kilometer lange Strecke auf die Kalmit, die örtliche, 673 Meter hohe Erhebung hinauf zu radeln.
Als der Hobby-Rennradler Peter Zürker 1992 zusammen mit Freunden den Kalmit-Klapprad-Cup erfand, konnte er noch nicht ahnen, dass er damit so etwas wie einen Trend setzen würde. Denn eigentlich hatten die Jungs aus der örtlichen Radler-Szene rund um Speyer nur nach erschwerten Bedingungen für ein Spaßrennen gesucht: Nach einem Fahrrad, das für Wettkämpfe denkbar schlecht geeignet ist - dem Klapprad. Denn als es Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in großen Mengen auf den deutschen Markt kam, ging es nicht um Sport, Leistung oder Fitness. Das Klapprad war lediglich als Accessoire zum König Auto erdacht: In der Mitte zusammengelegt sollte es im Kofferraum Familien ins Naherholungsgebiet begleiten.
Mit Beginn der 80er Jahre war jedoch der Wackelspaß vorbei. Die Grünen wurden groß, die Umwelt wichtig und Fahrrad fahren zur gesunden, mobilen Alternative. Klappräder, weil zu instabil und auch viel zu lahm, genügten den gestiegenen Ansprüchen nicht mehr. Stattdessen begannen vor allem Mountain-Bikes zunehmend das Stadtbild zu erobern. Nur trend-resistente ältere Herrschaften zockelten weiterhin mit ihren 20-Zollern zum Supermarkt.
Modernere Zeitgenossen hingegen brachen bei der Jagd durch den Asphaltdschungel auf ihren High-tech-Bikes täglich ihre persönlichen Rekorde. Rekordverdächtig entwickelte sich allerdings auch die Zahl der Fahrraddiebstähle. Ein gutes Mountainbike kostet schnell mehrere hundert Euro und gilt unter Räubern als begehrtes Diebesgut. "Ich hatte insgesamt sechs Stück", erzählt z..B. die 32jährige Katja aus Mitte. "Alle geklaut!". Braucht man wirklich 24 Gänge und Vollfederung, wenn man nur mal eben zum Bäcker um die Ecke will? Wie Katja stellten sich Ende der 90er Jahre immer mehr passionierte Radler diese Frage und begannen, die verstaubten Klappräder zu reaktivieren. Für Hehler waren die sichtlich veralteten Drahtesel praktisch unverkäuflich. In der Szene hingegen galten sie zunehmend als Geheim-Tipp: Das 70er-Jahre-Revival gewann gerade an Fahrt. Wenn sich jetzt, mit den ersten warmen Tagen, Radfahrer wieder invasionsähnlich über die Hauptstadt ausbreiten, dann sind auch immer mehr Klappräder darunter.
Das ulkige Design der Klappräder hat inzwischen auch außerhalb kleiner Szene-Kreise Liebhaber gefunden. Die Grafikerin Elle aus Mitte bewältigt ihren täglichen Weg zur Arbeit mit einem altgedienten Scharnier-Rad der Marke "Rotary". Der Student Gerd aus Prenzlauer Berg sorgt auf seinem gebrauchten "Strada"-Klapprad für neugierige Blicke. Das "Karaoke-Monster" Ron, ein DJ aus Friedrichshain, ist auf seinem grünen Mifa-Klapprad noch aus DDR-Produktion unterwegs. Und Christiane, eine Fahrradkurierin, entspannt in ihrer Freizeit vom täglichen Stress beim Kampf gegen die Uhr und zockelt gemütlich auf ihrem betagten "Brilliant"-Klapprad durch die Gegend.
"Klappräder sind total im Kommen", hat Ulrich Kohnke, Inhaber des Ladens "Fahrradservice & Countrybar" an der Friedrichstraße in Mitte beobachtet. Seiner Meinung nach erfreut sich das Klapprad aber nicht nur unter modischen Aspekten einer zunehmenden Beliebtheit. Auch praktische Erwägungen spielen eine immer größere Rolle: Zusammengelegt gelten Klappräder in öffentlichen Verkehrsmitteln lediglich als Gepäckstück. "Man muss für sie in Bus, S- und U-Bahn kein Extra-Ticket kaufen. Auf so was achten die Leute heutzutage", so Kohnke.
Da konnte es nicht lange dauern, bis auch Fahrradhersteller bemerkten, dass das Klapprad der 70er Jahre wieder an Freunden gewonnen hat. Der brandenburgische Fahrradgroßhändler BBF etwa vertreibt Klappräder, die ihren Vorbildern aus den 70er Jahren ähnlich sehen. Und auch die Pantherwerke aus dem nordrhein-westfälischen Löhne stellen für ihre Marken "Bauer" und "Göricke" neue Klapprädern im Nostalgie-Look her.
Kein Wunder, dass nun auch Falträder - sie sind die technische Fortentwicklung von Klapprädern - optisch wieder an ihre "Vorfahren" erinnern. Dass man mit Fahrrädern im Klapprad-Look sogar wieder Preise gewinnen kann, beweist Konstrukteur Axel Schauff: Das von ihm 1996 entworfene 20-Zoll-Rad "La Luna" wurde vom Designzentrum Nord-Rhein-Westfalen ausgezeichnet. Erst bei näherem Hinsehen fällt auf, dass "La Luna" kein Klapprad ist: Es fehlt das typische Scharnier in der Rahmenmitte.
Für Anwärter auf den nächsten, am 6. September unter dem Motto "Deutschland sucht den Klapprad-Star" veranstalteten "Kalmit-Klapprad-Cup", kommt das "La Luna" deshalb als Sportgerät nicht in Frage. Doch auch die Besitzer der meisten anderen Neu-Klappräder müssten am Fuße der Kalmit unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Weil ihre Klapp-Bikes im Gegensatz zur Mehrheit früherer Versionen fast ausnahmslos mit Gangschaltungen ausgestattet sind, würden sie von vorneherein disqualifiziert. Teilnehmen dürfen auch in diesem Jahr nur Klappräder ohne Gangschaltung - egal ob alt oder neu.
Mehr über den Kalmit-Klapprad-Cup und alte Klappräder unter : www.kalmit-klapprad-cup.de sowie unter www.klapprad.de
Saarbrücken. Wahrscheinlich fing alles damit an, dass Anne Karategin, Jahrgang 1969, von ihren Eltern kein Bonanza-Rad geschenkt bekam. Der unerfüllte Jugendwunsch schwelte untergründig im Erwachsenenleben weiter und äußerte sich Mitte der neunziger Jahre mit unabweisbarer Wucht: Anne Karategin musste ein Bonanza-Rad haben. "Das gab es damals nur noch auf dem Sperrmüll, alle haben mich ausgelacht." Endlich im Besitz des ulkigen Kult-Gefährts entdeckte die Düsseldorferin ihre Leidenschaft für eine weitere Errungenschaft der 70er: das Klapprad.
Inzwischen besitzt die Soziologin aus Düsseldorf fünf fahrtüchtige Modelle und hat nebenbei gemeinsam mit einer Fotografin 300 Bilder von Klapprädern zusammengetragen: mit und ohne Besitzer, in Aktion oder als Stillleben. Sie sind in Ausstellungen zu sehen und auf Karategins Web-Seite www.klapprad.de.
Klappräder sind wieder in - Karategin merkt es an den Zugriffen auf ihre Internet-Seite, bis zu 500 pro Tag, und an den Menschen, die sich mit ihrem teilbaren Rad ablichten lassen. "Anfangs zeigten die Fotos überwiegend Rentner. Inzwischen werden sicher zwei Drittel der Klappräder von jungen Leuten gefahren." Viele Kreative in den Berliner Szene-Vierteln bewältigen ihre täglichen Wege am liebsten mit dem Klapprad, bevorzugt der Marke Mifa aus DDR-Produktion. Es gilt der Merkspruch: "Ein bisschen Rohr, ein bisschen Draht, fertig ist das Mifa-Rad". Aber auch für alte West-Modelle lassen sich in Online-Auktionshäusern sogar bei deutlichen Rostansätzen gut und gerne 50 Euro erzielen.
Am höchsten ist die Klapprad-Konzentration aber nicht in den Metropolen, sondern in der Pfalz - zumindest an einem Tag im Jahr. Am 6. September wird zum zwölften Mal der so genannte Kalmit-Klapprad-Cup ausgefahren. Die Initiatoren, Radbegeisterte aus der Umgebung von Speyer, suchten nach der mühsamsten Methode, den Anstieg auf die 673 Meter hohe Kalmit zu bewältigen - und kamen auf das Klapprad. "Auf ihm zeigt ein Mann, dass er ein richtiger Mann ist", heißt es auf der Internet-Seite www.kalmit-klapprad-cup.de. Schließlich ist den schmalbrüstigen Oldtimern eine Gangschaltung fremd.
Das Klapprad ist fast so alt wie das Fahrrad selbst. Schon 1878 wurde das erste Patent beantragt. Allerdings mussten für die Demontage dieses Urtyps rund zehn Minuten veranschlagt werden, einschließlich der Dreiteilung des mächtigen Vorderrades. Die Geschichte des modernen Klappfahrrades begann mit der Suez-Krise Mitte der 50er Jahre. Die in ihrer Folge von der britischen Regierung verhängte Benzin-Rationierung rief den Konstrukteur Alex Moulton auf den Plan, der 1959 sein erstes zerlegbares Fahrrad vorstellte: ein Meisterwerk mit Hochdruckreifen und Vollfederung.
Die Idee, das Fahrrad kofferraumgerecht zu verkleinern, fiel im Mobilitätsrausch der 60er und frühen 70er Jahre auf fruchtbaren Boden. Allerdings hatten Moultons Modelle einen Nachteil: Sie waren teuer - und sind es mit Preisen von bis zu 10000 Euro (!) heute noch. Großserienhersteller brachten günstigere Klappräder auf den Markt, die außer einem Scharnier am Rahmen keinerlei technische Besonderheiten aufwiesen. "Diese Klappräder hießen Klappräder, weil sie klapperten", umschreibt Gunnar Fehlau, Fachbuchautor aus dem westfälischen Verl, die Qualität der Billigmodelle.
Mit ihrer Hilfe erreichte das Klapprad auf dem Höhepunkt seiner Verbreitung im Jahr 1975 einen Marktanteil von 35 Prozent. Doch die Mode konnte die qualitativen Schwächen nicht lange überspielen, und bald erkannte man das Klapprad als das, was es in seiner Mehrheit auch war: als primitives Vehikel mit Sollbruchstelle. "In den 80er Jahren war das Klapprad mausetot", so Fehlau.
Dass ihm seit einigen Jahren ein Comeback beschieden ist, hängt nicht nur mit dem Kult um die 70er Jahre zusammen. Jenseits aller Retro-Wellen begannen kleine Fahrrad-Manufakturen Anfang der 90er Jahre, an die Idee Moultons anzuknüpfen. Motor dieser Bewegung war nicht das Vorankommen um jeden Preis, sondern die Freude am Radfahren. "Im allgemeinen hat jedes Klapprad andere Stärken", sagt Experte Fehlau. Das "Brompton" aus Großbritannien etwa gilt als Faltwunder, das deutsche "Bernds" ist mit seinen 20-Zoll-Rädern besonders laufruhig, das "Frog" von Riese und Müller macht sich mit Zwölf-Zoll-Rädern extrem klein. In der Regel sind diese High-Tech-Maschinen erst ab 1000 Euro zu haben. Gunnar Fehlau beobachtet aber in letzter Zeit eine ähnliche Entwicklung wie vor 30 Jahren: Klappräder halten als Sparversion Einzug in Bau- und andere Discountmärkte.
Hoja, Hoja, Ho! Auch die Schlagerlegende Tony Marshall, Superstar der 70er
Jahre, nutzte ein Klapprad zu Werbungszwecken. 1975 war mehr als jedes dritte in
Deutschland verkaufte Fahrrad klappbar.
FOTO: ACTION-PRESS
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