Sternstunde der Klapprad-Geschichte

Fulminante Rede mit Herzblut und Silikon

Mit seiner historischen Rede am 5. September 2009 hat KKC-Präsident Dr. Houssler ein Zeichen gesetzt. Die Ansprache des Präsidenten fand weltweit große Beachtung und Zustimmung. Vielleicht war es die wichtigste Rede, die jemals in Deutschland gehalten wurde. Der Sprecher des Weltverbandes der schaltungsfreien Klappradfahrer sprach von einer „Sternstunde in der Geschichte Deutschlands“. Innenpolitisch löste die Rede aber auch heftige Debatten aus. Vertreter der Duomatic-Gemeinde sahen darin eine gemeine Verunglimpfung ihrer Mitglieder. Aus aktuellem Anlass dokumentieren wir Dr. Housslers Worte:

Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, Schwestern und Pfleger, Patienten und Angehörige sowie alle Simulanten und Zuschauer. Es ist mir eine Ehre als Präsident der Klappärztlichen Vereinigung die Einführungsrede zum diesjährigen Klapprad-Cup halten zu dürfen. Ursprünglich war eine Show-OP am offenen Scharnier vorgesehen. Diese musste jedoch mangels Meldungen im Vorfeld entfallen. Leider war niemand bereit sein Gefährt für einen derart risikoträchtigen Eingriff vor dem Rennen zur Verfügung zu stellen.

Stattdessen möchte ich zur Einstimmung auf den diesjährigen Cup einen Auszug aus meinem Vortrag zum Thema Ethik in der Klappmedizin – Chancen, Möglichkeiten und Grenzen, vorstellen. Meine Damen und Herren, wer hätte 1992 bei der Geburtstunde des KKC gedacht, dass es einmal 17 Jahre später nötig wäre über Moral und Ethik der Klappmedizin zu diskutieren? Was sich während einer weinseligen Runde aus Spaß entwickelt hat ist mittlerweile zu einem ernsten Thema weit über die Grenzen der Pfalz hinaus geworden. Stand in der Anfangszeit noch der Grundgedanke sich mit dem verfügbaren Material zu messen im Vordergrund, so bestimmt heute zunehmend mehr die Technik, das Geld und das kreative Geschick der Fahrer den Verlauf des sportlichen Ereignisses. War es früher noch tabu an einem gesunden Rad zu operieren so ist heute fast jedes Rad vor Eingriffen jeglicher Art nicht mehr geschützt. Macht es denn überhaupt Sinn gesundes Material zu verstümmeln, funktionierende Organe zu tauschen das Rad bis zur Unkenntlichkeit plastischem chirurgischen Wahn auszusetzen? Gilt hier wirklich die Aussage: „Gut ist was gefällt?“ Und wer bestimmt und überwacht die Grenzen des Möglichen. Fragen auf die unbedingt eine Antwort gefunden werden muss ehe kein Klapprad mehr im Originalzustand existiert. Wer gibt uns das Recht im Zeitalter von Bikefriday, Dahon, Riese und Müller das historische Material zu verschandeln? Wo ist der Sinn? Was nutzt ein Kilo am Rad weniger wenn der Fahrer 10 Kilo zuviel hat? Bringt uns der technische Fortschritt höher, schneller und weiter zur Kalmit hinauf? Schaut man sich den letztjährigen Gewinner an so kann man die Frage getrost verneinen. Nostalgie schlägt High-Tech. Birkenstock dominiert über Klickpedal und Jugend wird von Kraft besiegt! Und das alles ohne Klappmedizin! Der letztjährige Cup lehrt uns den Fokus wieder auf den Ursprung zu richten, die Erinnerung an den Grundgedanken. Die Einheit – Das Rad im ursprünglichen Zustand und der Mensch. Aber trotz alledem ist der Eingriff im Einzelfall gerechtfertigt, um die Vitalfunktionen der Oldtimer zu erhalten. Die Beseitigung von Altersflecken, den Tausch eines Sattels zur Vermeidung einer Analfissur oder den Austausch des Lagers das unter der Adipositas des Nutzers zu leiden hatte. Klappmedizin ja, aber in Maßen und nur dann wenn es unvermeidlich ist!Diese Ausführungen sollen zum Nachdenken anregen und gleichzeitig auf den diesjährigen Cup einstimmen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Fulminante Rede mit Herzblut und Silikon